Das Thema hieß: "Man spricht Deutsch - aber
wie?" Und alsbald hub eine furchtbare Diskussion an - aber wie!
Alle hatten
sie recht und kaum einer hörte dem anderen zu.
Sehr zurückhaltend war Annette Schavan,
ständig beseelt von dem Lächeln eines Menschen, der es besser weiß -
es uns aber nicht sagen will. Wolfgang Niedecken hätte lieber
einige Lieder zur Laute zum Besten geben wollen - sonst blass, aber
wenigstens ernsthaft zuhörend!!! Klaus von Dohnanyi ließ den Weltmann
heraushängen, während Gerd Schrammen den strammen Deutsch-Hüter mimte.
Walter Jens, in seiner bekannten und
gewohnten Art, wies hin und wieder mit Beispielen auf die Schönheit unserer
Sprache hin, fand aber auch nichts dabei, die Sprache der
Jugend anzuwenden. Der gute Florian Langenscheidt hatte zwischen
Gerd Schrammen und Klaus von Dohnanyi, der ihm das Amt des Wächters
über die deutsche Sprache am liebsten abnehmen wollte, einen schweren
Stand. Überragend war dagegen Feridun Zaimoglu, der seine Liebe zur deutschen Sprache zufällig entdeckte und es
meisterhaft verstand, sie anzuwenden. Es war durchaus ein Genuss, ihm
zuzuhören. Ein
Flop dagegen war Sabine Christiansen, die sich u.a.
nicht entblödete, das
Wort "plaudern" in die Sprachecke von Oma und Opa zu schieben,
dem Wort "chatten" aber jugendlichen Elan zuzuschreiben. Wie
war noch mal das Thema? Ansonsten war sie wie immer sehr bemüht, keine
Diskussion aufkommen zu lassen.
Wie bereits gesagt: Alle hatten recht. Aber nicht,
weil sie so kluge Köpfe sind, sondern weil sie ganz einfach und
geflissentlich den Kern des Themas ausließen. Einzig Gerd Schrammen kratzte es einmal kurz an als er sagte, die
eigentlichen Täter sind dort zu suchen, wo Sprache "unters Volk
gebracht" wird - in den Medien und Werbeagenturen.
Schon immer hatte die Jugend ihre eigene Sprache, mit der sie sich von der Erwachsenen-Welt
unterschied. Na und? Ich habe überhaupt nichts dagegen, wenn junge Leute
ihre Sprache untereinander sprechen. Wohlgemerkt: Untereinander!
Das macht weder unsere Sprache kaputt, noch schadet es ihr. Wenn jedoch
der überwiegende Teil der Bevölkerung die Sprache der Jugend spricht,
dann ist etwas schief gelaufen. Entweder stimmt es nicht, dass das
deutsche Volk an Überalterung leidet, oder die jahrelange Berieselung
mit dem Jugendlichkeitswahn hat bereits Früchte getragen: Wir sind ein
Volk von Kindsköpfen geworden!
Ich wehre mich nicht grundsätzlich gegen fremdsprachliche Einflüsse.
In einem bestimmten Rahmen sind die völlig normal und
durchaus befruchtend. Was aber unsere Sprache kaputt macht, sind die
geistigen Tiefflieger, die zwanghaft und bösartig danach streben, gewachsene deutsche Begriffe durch
Englisch klingende Wörter zu
ersetzen. Und das finden diese Blödmänner dann auch noch schick! Dafür
erfinden sie auch völlig überflüssiger- weise eine eigene Sprache, mit der sie uns weismachen
wollen, dass der Mensch von Welt ohne sie nicht auskommt: Das Denglish! "Handy"
und "Wellness" sind Paradebeispiele dieses in Deutschland erfundenen,
weitverbreiteten und auch nur hier verstandenen Unsinns. Die Liste solcher
Peinlichkeiten geistiger Ohnmacht ließe sich beliebig verlängern. Und wenn die Deutsche Bahn
aus der Auskunft einen "Service Point" und aus dem
Wartesaal einen "Meeting Point" macht, dann ist das in
höchstem Maße albern!!!! Aus welchem Grund muss in einer Fernsehwerbung für
ein deutsches Produkt, das in Deutschland hergestellt wird und für den
deutschen Markt bestimmt ist, ein Werbe-Spot in englischer Sprache
gesendet werden? Da ist "AXA - the future - together - now!"
für eine Altersvorsorge noch harmlos. Das soll modern sein? Das ist
einfach nur bescheuert und zeigt die ganze Hilflosigkeit und Armseligkeit der
Macher!
Damit wir uns aber richtig
verstehen: Ich habe nichts gegen fremde Sprachen. Ich selbst spreche
leidenschaftlich gern Englisch - dort wo es angebracht ist. Auch habe
ich kein Verständnis für meine Landsleute, die bereits seit mehreren
Jahrzehnten z.B. in Spanien leben und es bis heute nicht fertig bringen,
einen zusammenhängenden Satz in Spanisch zu sprechen. Abartig!
Wie weit wir aber mit unserer Sprache schon gekommen sind, zeigt mir
immer wieder die Frage, die mit dem Wort "Kann" anfängt.
Beispielhaft soll hier nur eine stehen: "Kann ich mal 'ne
Cola?"
Was in drei Teufels Namen kann der oder die mit der Cola?
Sie ausschütten? An die Wand werfen? Kaufen? Sich kaufen lassen?
Trinken?
Fragen über Fragen - und keine Antwort. Und da sagt man mir, ich
brauchte keine Angst um die deutsche Sprache haben!
Huch! Was war das denn? Habe ich nicht gelernt: Wer
"brauchen" nicht mit "zu" gebraucht, braucht
"brauchen" niemals zu gebrauchen? Natürlich habe ich das. Und
andere auch. Aber weshalb sagt es denn keiner mehr? Und da sagt man mir,
ich brauchte keine Angst um die deutsche Sprache zu haben!! Ha!
Sagen Sie jetzt nicht, die Sprache lebt und
verändert sich daher ständig. Sie armer Wurm. Für so etwas, wie es
heute geschieht, werden in anderen Ländern Attentate verübt und Kriege
angefangen. Wenn ich Englisch gelernt haben muss, um mich mit meinen
Landsleuten unterhalten zu können, dann hört jeder Spaß auf. Hier wird, systematisch und von einigen geistigen
Totengräbern gewollt, die Verwandlung
einer Sprache vollzogen. Nennen Sie mir ein Volk auf dieser Erde, welches ohne Not
und Zwang seine Identität, Sprache und Kultur aufgibt. Es wird
Ihnen nur eines einfallen: Das Deutsche! Das ist das Ergebnis von 50
Jahren Verleumdung alles Deutschen!
Heute habe ich in der Zeitung gelesen, dass im
Ausland Sprachkurse für Deutsch kaum noch besucht werden. Na klar, weil
die Deutschen doch alle Englisch sprechen. Wer braucht denn da noch
Deutsch? Selbst unsere Politiker entblöden sich nicht, im Ausland fast
ausschließlich die englische Sprache zu verwenden. Und glauben dabei,
wer weiß was und wer sie sind! Dolmetscher brauchen die nur noch, damit
sie in der Heimat von ihren blöden Wählern verstanden werden! Noch
Fragen?
Sicher ist es nicht lebensnotwendig, von Menschen wie
z.B. Schiller, Goethe, Thomas Mann und anderen mehr als den Namen zu
kennen. Aber Sie glauben nicht, was Sie an Schönheit und Kraft der
Sprache versäumen. Von Kultur ganz zu schweigen. Wenn Ihnen das
aber zu blöde ist (Wer braucht schon Kultur, wenn er einen Computer
bedienen kann?), merken Sie sich wenigstens die
Namen der Journalisten, Werbemänner und anderer, die die deutsche
Sprache maßgeblich beeinflussen. Sie werden sie brauchen, wenn Sie sich
einmal daran erinnern wollen, wer es schuld ist, dass niemand mehr
Deutsch spricht. Und niemand wird sagen können, er habe von nichts
gewusst.
Obwohl das die eigentliche Stärke der
Deutschen ist!
Und dann kommt völlig
überflüssigerweise am 02.08.2001 in einer Kolumne im Kölner
Stadt-Anzeiger ein Schweizer Schriftsteller - also ein sprachlich Heimatloser - daher
und faselt davon, dass zwar "jede Sprache brauchbar" sei, die
englische sich aber als einzige zum Brauchen und Verbrauchen eignet.
Warum schreibt der dann in Deutsch?
Und
so nebenbei outet er die Franzosen als Deppen in Europa, weil sie ihre
schöne Sprache nicht "verballhornen" lassen und
"nur" Französisch sprechen. Armes Volk!
Das muss man sich auf
der Zunge zergehen lassen.