Am 3. Oktober
begehen die Deutschen ihren Nationalfeiertag, den Tag der deutschen
Einheit.
Überall im Lande
fanden auch in diesem Jahr wieder feierliche Veranstaltungen statt. Und
überall im Lande wurden wieder Reden gehalten, als ob es einen Preis
für den größten Quatschkopf im Lande gäbe. Und es war wieder alles
so schön bunt.
He, hallo! Ich habe
nichts gegen Nationalfeiertage! Ich möchte hier keinen falschen
Eindruck erwecken. Und dass jeder "seinen" Feiertag begeht wie
er will, ist auch völlig in Ordnung. In Deutschland hat dieser Begriff
ja auch einen bitteren Beigeschmack. Immer noch und immer wieder. Man
muss es uns nur richtig sagen. Immer noch und immer wieder. Nun, sei's
drum.
An diesem besagten
3. Oktober 2002 habe ich es tunlichst vermieden, die Fernsehsender nach
Nationalfeiertags-Programmen zu durchsuchen. Aber irgendwann hat es mich
dann doch erwischt. Beim Stöbern bin ich auf die Feier in Berlin
gestoßen.
Es war mitten in der
Übertragung - oder fast schon am Ende. Ich weiß es nicht. Ich weiß
nur, dass das Brandenburger Tor im neuen Glanz erstrahlte und dass
Montserrat Caballé sang. Schöne Stimme, ganz toll! Sehr getragen und
dem Anlass entsprechend. Und dann dachte ich, mich trifft der Schlag!
Was sang die da? Ich
glaubte, mich verhört zu haben. Nein, es stimmte! Die Spanierin Montserrat Caballé sang zur Feier der deutschen Einheit in Englisch!
Ja, sind wir denn
total übergeschnappt?
Also Leute, ganz im
Ernst. Das darf doch wohl nicht wahr sein. Ich will nicht die Frage
stellen, ob wir keine eigenen Sänger im Lande mehr haben. Nein, nein!
Und die Spanierin ist eine großartige Sängerin. Ich hätte mir ebenso
einen der drei Tenöre vorstellen können. Das ist also nicht mein
Problem.
Ich bekomme nur
einen dicken Hals, dass da schon wieder einmal, und diesmal deplazierter
als man es sich vorstellen kann, in Englisch gesungen werden musste! Die
Verantwortlichen für dieses Programm müssen wirklich von einer
geistigen Ohnmacht befallen sein, die schon weit ins Koma reicht!
Man stelle sich vor,
am 4. Juli singt in Washington DC zur Feier der amerikanischen
Unabhängigkeit René Kollo eine Melodie Richard Wagners! Oder in Paris
jodelt am 14. Juli eine bayrische Trachtengruppe! Unvorstellbar! Und
lächerlich obendrein.
Aber in Berlin darf
zur Feier des Tages der deutschen Einheit ein englischsprachiges Lied -
und sei es noch so schön - gesungen werden.
Und Montserrat
Caballé? Zu ihrer Entschuldigung darf ich anführen, dass sie nicht
live gesungen hat. Alles war Voll-Playback. Aber ihr Gesicht sprach
Bände!
Am Ende des Liedes
konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass sie selbst bemerkt
hat, was da "verbrochen" wurde. Im Vertrauen gesagt: Montserat
Caballé spricht ausgezeichnet deutsch. Aber das nur nebenbei!
Armes Deutschland!